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BUCO Spur 0

BUCO steht für Bucherer & CO, ein Unternehmen das1923 in das Schweizerische Handelsregister eingetragen wurde. Gesellschafter waren August Bucherer, ein gebürtiger Basler den es nach Amriswil in der Ostschweiz verschlug, sowie dessen Sohn August Eugen der seinem Vater folgte. Bucherer Senior war von 1907 bis 1911 Mustermacher bei Märklin und von 1912 bis 1918 technischer Leiter der Spielwarenfabrik Bruno Ulbricht in Nürnberg. Unter anderem wurden bei BUCO Holzspielwaren hergestellt, aber auch die damals sehr beliebten SABA Gliederpuppen mit Kugelgelenken. Die Kleider für die Puppen wurden von Heimarbeiterinnen hergestellt. Die junge Firma war stark vom Export abhängig und geriet durch Einfuhrzollerhöhungen in den USA schon bald in Schwierigkeiten, sodass die Produktion der SABA Puppen eingestellt werden musste. Wenig erfolgreich war auch eine Gartenbahn mit der ungewöhnlichen Spurweite von 86 mm, einfachen Schienen und einer Lok mit Uhrwerkantrieb die nicht nur unzuverlässig war, sondern auch qualitativ nicht zu überzeugen vermochte. Diese Unzulänglichkeiten und Exportprobleme brachte das Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten und führte zu einer Nachlassstundung. Unter dem Namen A. Bucherer & Co AG machte die Firma 1926 einen Neustart. 1930 wurde der Firmensitz nach Diepoldsau im St. Galler Rheintal verlegt. In den 30er Jahren wurden unter anderem Filmspulen für 8 und 16 mm Kameras, Bretzelkörbe für Restaurants, Behälter für Maggi Produkte und Holzspielwaren gefertigt. Darunter auch ein Auto, worin ein Kind sitzen konnte. Die ersten Eisenbahnartikel kamen 1943 auf den Markt.

Es waren Wartehäuschen aus Holz und mit dem BUCO Baumeister-Baukasten konnte man Bahnhofgebäude, Güterschuppen oder Lokremisen bauen. Es kam um 1945 auch ein Metallbaukästen auf den Markt. Als jedoch die Produkte von Märklin und Meccano wieder erhältlich waren und auch das Schweizer Stokys System große Erfolge verzeichnen konnte, wurde 1950 die Herstellung von BUCO Metallbaukasten eingestellt.

 

Die Produktion von Eisenbahnmaterial begann um 1944 mit mit einem Gleisprogramm aus Anticorodal, einer Legierung aus Aluminium. Im Katalog von Franz Carl Weber wurde 1945 ein Spur 0 Uhrwerkzug mit Holzaufbauten mit Vor- und Rückwärtsfahrt vorgestellt, der eine Dampflok mit Tender, ein Personenwagen, ein Gepäckwagen und 12 Spur 0 Schienen umfasste. Diese Garnitur wurde zum damals stolzen Preis von 45 Franken angeboten, die Ausführung mit zwei Güterwagen kostete 38 Franken. Zum Vergleich: Ein Zimmermann verdiente 1945 in der Schweiz 2,39 Franken pro Stunde, während 1 Kilo Emmentaler Käse 4,15 Franken kostete, für ein Ei 59 Rappen berechnet wurde und für 1 Kilo Butter beinahe 4 Stunden gearbeitet werden musste. Die Holzaufbauten zeigten deutlich, dass BUCO’s Anfänge in der Produktion von Holzspielzeugen zu suchen sind. So wurden weiterhin auch Kaufläden mit Miniatur Waschmittel- oder Butterverpackungen, Puppenstuben oder Holztiere hergestellt. Das Angebot war so umfangreich, dass eine ausführliche Aufzählung in Bezug zum eigentlichen Thema, nämlich Schweizer Modellbahngeschichte, wenig Sinn machen würde.

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1947 brachte BUCO die 2-achsige Spur 0 Uhrwerklokomotive Typ 212 in die Spielwarengeschäfte. 212 wurde die Lok deshalb genannt, weil sie zwei Vorwärtsgänge, einen Leerlauf und zwei Rückwärtsgänge hatte. Zu Weihnachten 1948 kam mit demselben Gehäuse die Elektrolokomotive 301 mit Fernschaltung unter die Weihnachtsbäume der Schweizer Kinder. Ein Jahr später, zu Weihnachten 1949, wurde das vierachsige Modell 304 mit zwei Laufachsen präsentiert. Das Gehäuse hatte Ähnlichkeit mit der Ae 4/6 der SBB. Ab 1950 wurde die Lokomotive auch mit federnden Pantographen geliefert, die einen Oberleitungsbetrieb ermöglichten.Mit einem Schalter in der Lok konnten Motor und Beleuchtung getrennt über Oberleitung und Mittelschiene betrieben werden. Die durch BUCO hergestellte Oberleitung war überdies ein Meisterstück, denn sie kam dem Vorbild ziemlich nahe, war betriebssicher und die Masten konnten mit wenigen Schrauben mit Quertragwerken versehen werden. Das Modell 301 hatte auf den Stirnseiten sogar Buchsen für Wagenbeleuchtungen. Ab 1953 gelangte die BUCOMATIC, eine Überspannungs-Umschaltung zum Einbau in die Lokomotiven. Auf Wunsch wurden bestehende Loks mit der neuen Umschaltung umgerüstet. BUCO befasste sich auch mit der Entwicklung einer Dampflok, dem so genannten Tigerli E3/3 der SBB in Spur 0.

Die 2-achsige Spur 0 Uhrwerklokomotive Typ 212,  die Lok wurde deshalb so genannt, weil sie zwei Vorwärtsgänge, einen Leerlauf und zwei Rückwärtsgänge hatte

1953 wurden auch zwei Prototypen einer verkürzten Ae 6/6 hergestellt. Zur Serienproduktion kam es jedoch nicht mehr, da die Entwicklung von H0 Modellen forciert wurde.

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Von allen schweizerischen Herstellern von Spur 0 Bahnen hatte BUCO das größte Sortiment an Güterwagen. Zu Beginn hatten die Wagen nicht zu übersehende Ähnlichkeiten mit dem Márklin Programm. Allerdings entwickelte BUCO sehr schnell einen eigenen, unverkennbaren Stil. Obwohl die Waggons verkürzt waren, waren die Modelle in Bezug auf ihre Ausstrahlung und den sauber lithografierten Beschriftungen unübertroffen. BUCO, aber auch HAG und RESAL beschränkten sich bei den Güterwagen auf SBB Vorbilder, während ausländische Anbieter ihre Güterwagen einfach mit einem Schweizer Wappen versahen. Zudem waren die Laufeigenschaften von BUCO Drehgestell Fahrzeugen hervorragend. Es gab auch Drehgestellwagen mit abnehmbaren Rungen, was den Spielwert wesentlich erhöhte. Interessant war auch das vielfältige Programm mit gedeckten 2-achsigen Güterwagen, darunter ein Kühlwagen von Bell (Großmetzgerei) und verschiedenen unbeschrifteten SBB Fahrzeugen mit uns ohne Bremserhaus. 2-achsige Rungenwagen, Weinfasswagen und Kesselwagen mit Aufschriften von Esso und Shell ergänzten das Programm in sinnvoller Weise. Bis zur Produktionseinstellung des 0 Sortiments 1956/57 hatte BUCO ein umfangreiches Programm mit Güterwagen aller Art, das seinen Vorbildern immer näher kam und heute unter Sammlern und Spur 0 Freunden einen hohen Stellenwert haben. Um 1947 kamen kurze zweiachsige Personen- und Packwagen in die Geschäfte. Auf Weihnachten 1947 erschienen die längeren Modelle mit offenen Plattformen, die in dreiachsiger Version bei den SBB stark verbreitet waren.

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Die Konkurrenz produzierte vor allem moderne Schnellzugwagen. BUCO hingegen brachte 1951 die schweren älteren Stahl Schnellzugwagen auf den Markt, die man problemlos mit den bereits vorhandenen Leichtschnellzugwagen von HAG kombinieren konnte. Insgesamt hatte BUCO bis zur Spur 0 Produktionseinstellung ein sehr reichhaltiges Wagenprogramm. Vor allem bei den Kesselwagen gab es verschiedene Ausführungen mit Beschriftungen von BP, AVIA, SHELL oder ESSO.

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Im Laufe der Jahre wurde auch das Zubehörprogramm immer umfangreicher. Neben der bereits erwähnten Oberleitung und den Gebäuden aus Holz, gab es auch Transformatoren in verschiedenen Ausführungen, darunter auch ein Modell mit zwei Fahrreglern für einen unabhängigen Zweizugverkehr. Signale nach SBB Vorbild konnten mittels einem Signalschaltpult angesteuert werden und die Einrichtung von Blockstellen war ebenfalls möglich. Gleichzeitig mit den Signalen kamen auch formschöne Stationsleuchten in die Geschäfte. Bereits ab 1949 bot BUCO Innenbeleuchtungen für Personenwagen und auch Schlussleuchten an. Praktisch alle Einzelteile für Lokomotiven und Waggons waren einzeln erhältlich, sodass geschickte Bastler nicht nur Reparaturen selbst vornehmen, sondern auch eigene Modelle realisieren konnten. Sogar Gleise und Weichen konnte man mit dem von BUCO angebotenen Werkzeug und dem dafür notwendigen Material selbst herstellen. Das Programm umfasste auch Antriebe für Handweichen mit drehbaren Laternen, sowie elektromagnetische Ausführungen, ebenfalls mit drehbaren Laternen für Fernbedienung.

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​​Im Laufe der fünfziger Jahre wurde die Spur H0 immer populärer und auch die Platzverhältnisse in modernen Wohnungen waren eher beschränkt, sodass der Betrieb einer Spur 0 Bahn nur noch selten zu realisieren war. Das allein hätte jedoch nicht unbedingt das Ende von BUCO 0 sein müssen, denn zahlreiche Vereine setzten weiterhin auf

diese Spurweite und auch viele 0 Besitzer konnten mit H0 nur wenig anfangen, sodass eine Weiterführung des 0 Programms, wenn auch in reduzierter Form, durchaus möglich gewesen wäre. Trotzdem entschloss sich BUCO 1956 die Produktion einzustellen und sich auf die Spur H0 zu konzentrieren.

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