DIE SAURER VON HERRN ROSKOPF
Modellfahrzeuge von Roskopf haben bei Kennern einen guten Klang, denn Marcel Roskopf hatte nicht zuletzt weniger bekannte Marken in Szene gesetzt, darunter Saurer, FBW und Berliet. Saurer war einst der wichtigste Produzent für schwere Nutzfahrzeuge in der Schweiz. Allerdings konnte sich das in Arbon domizilierte Unternehmen nur so lange halten, weil es durch protektionistische Maßnahmen bis in die 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts vor ausländischer Konkurrenz geschützt wurde. Wer etwa 1960 ein 16 Tonnen Fahrzeug bei Saurer, oder anderen Fabrikanten wie Berna oder FBW bestellte, musste zwei bis drei Jahre auf den LKW warten. Wer einen dringenden Bedarf nachweisen konnte, bekam die Ausnahmegenehmigung und durfte einen DAF oder Scania anschaffen. Obwohl Saurer Fahrzeuge einen hohen Qualitätsstandard aufwiesen, konnte die Marke durch zu geringe Stückzahlen nicht überleben. Jährlich wurden kaum über 1000 Fahrzeuge produziert.




Einzig Marcel Roskopf hat mit seinen Saurer Modellen diese Anzahl tausendfach überschritten. Und das kam so: Zwischn 1979 und 1983 musste sich Marcel Roskopf mehreren schweren Operationen unterziehen. Eine davon fand im Bürgerspital in Basel statt. Während seiner Genesungsphase sah er von seinem Spitalzimmer aus eine ihm bisher unbekannten Saurer LKW vorbeifahren. Er beschloss davon Modelle im Maßstab 1:87 zu produzieren.
Er kontaktierte daraufhin den Autor dieser Geschichte, den Gründer und Verleger von TIR Internationales Nutzfahrzeug Magazin Hans J. Betz, damals eines der bedeutendsten Organe in der europäischen LKW Welt. Die Kontakte zu Betz führten zu einer ersten Modellauswahl. 1982 erschien unter der Katalognummer 401 ein Saurer D290/330 Vierachser mit Felsdschlösschen Kastenaufbau. Daraufhin ging es Schlag auf Schlag, es folgten zahlreiche andere



Modelle, etwa von Großverteilern wie Migros oder Coop, Fahrzeuge mit oder ohne Schlafkabinen, LKW mit Tankaufbauten von Mineralölgesellschaften und Planenfahrzeuge von verschiedenen Transportunternehmen, darunter von Peter Wolf Chur und Emil Egger St. Gallen. Besonders gut gelungen waren auch die älteren Saurer Typ D5CH mit Pritschenaufbauten von Bertschi Basel oder Feldschlösschen Bier. Auch dem wiehernden Amtsschimmel schlug
Marcel Roskopf ein Schnippchen, denn die „skandalösen“ Migros Trailer mit den Bildern von Albert und Anita und den Aufschriften Albert liebt Anita, sowie Anita liebt Albert, die auf Geheiß des Straßenverkehrsamtes entfernt werden mussten, leben im Modell immer noch weiter. Roskopf produzierte auch verschiedene Busse und einen zierlichen FBW Alpenwagen. Erwähnenswert sind auch die Haubenfahrzeuge mit Kipperaufbauten und als Feuerwehrfahr-



zeuge. Ein Roskopf Saurer kostetet damals etwa 15 Schweizer Franken, in Euro heute etwa 16,30. Für Sammlerstücke werden mittlerweile bereits um die 100 Euro bezahlt. Der wahrscheinlich größte Abnehmer für Roskopf Saurer in der Schweiz dürfte der Truck Store des TIR Verlages gewesen sein, der damals im Versandhandel und auf Messen LKW Bausätze von Italeri, Pocher und Monogram,
sowie Bekleidung und andere Trucker Utensilien vertrieb. Hans J. Betz besitzt heute noch einige Saurer Modelle, die ihn jeweils an die schönen und interessanten Jahre mit Marcel Roskopf erinnern. Um 1990 verkaufte Roskopf seine Firma aus gesundheitlichen Gründen.Der 1928 geborene Marcel Roskopf verstarb am 21. Juni 2002 im Alter von 74 Jahren.