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HERMANN LÖWENSTEIN

Die Schweiz hatte zu keiner Zeit, wie wie etwa Deutschland, Frankreich oder England, eine bedeutende Spielwarenproduktion. Nach Ausbruch des 1. Weltkriegs kam es kaum mehr zu Importen in die neutrale Schweiz, da die Beschäftigten der Spielwarenfabriken an der Front benötigt und aus Rohmaterialien für Puppenwagen, Blechautos oder Eisenbahnen, Kanonen hergestellt wurden. Dies brachte den technisch begabten Käsehändler Hermann Löwenstein auf die Idee, Modelleisenbahnen in Spur 1 herzustellen. In Zusammenarbeit mit dem erfindungsreichen Motorenmechaniker Theodor Zürrer entstanden ab 1917 einige Lokomotiven und Triebwagen von Schweizer Bahnen, die mit 220 Volt Starkstrommotoren betrieben wurden. In der Folge kamen verschiedene Waggons, Zubehöre und auch eine Uhrwerkbahn auf den Markt. Die Bahnen von Löwenstein fanden sogar Einzug in den Franz Carl Weber Katalog, der vor Weihnachten von jedem Kind sehnlichst erwartet wurde, auch wenn die darin abgebildeten Produkte nur von begüterten Familien erworben werden konnten. Franz Carl Weber mit Hauptsitz in Zürich, war über Jahrzehnte das führende Schweizer Spielwarengeschäft mit Filialen im gesamten Land. In den größeren Geschäften wie etwa in Basel, gab es sogar stattliche Modellbahnanlagen. Nach verschiedenen Besitzerwechseln wurde Franz Carl Weber kürzlich von der Drogeriekette Müller erworben, die in den Ladenlokalen die sich meist an bevorzugter Lage befinden, nur noch ein beschränktes Sortiment mit Eisenbahnzubehör anbietet. Zurück zu Hermann Löwenstein, der bereits drei Jahre nach Produktionsbeginn ein beachtliches Sortiment auf den Markt bringen konnte. Trotz verschiedenen Versuchen blieben Exporterfolge jedoch aus. Hinzu

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kam auch, dass bereits zwei Jahre nach Kriegsende 1918, etwa um 1920/21, Produzenten wie etwa Märklin, Trix oder Bing, die Schweiz wieder mit preiswerten Spielwaren beliefern konnte. Damit konnte Hermann Löwenstein nicht mithalten, weshalb die Produktion 1924 eingestellt wurde. Theodor Zürrer vertrieb die Löwenstein Lokomotiven noch einige Zeit. Um 1927/28 verschwanden jedoch auch diese Produkte vom Markt. Heute erzielen Bahnen von Hermann Löwenstein, sogar in schlechtem Zustand, beachtliche Preise. Kürzlich wurde ein Konvolut mit einer Lokomotive, zwei Waggons und einigen Schienen auf einer Verkaufsplattform für über 5000 Schweizer Franken angeboten.

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