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Eine faszinierende Bahn

Autorenbild: Hans J. BetzHans J. Betz

Allegra ist keine Fahrradmarke und auch kein neues Automobil, sondern ein Alltagsgruß bei der rhätoromanisch sprechenden Bevölkerung im Kanton Graubünden, beispielsweise im Engadin oder im Münstertal, aber auch in anderen Teilen des Kantons. Rhätoromanisch? Ja, dies ist nebst Deutsch, Französisch und Italienisch die vierte Amtssprache in der Schweiz, die sogar auf den Bankscheinen sprichwörtlich vertreten ist, obwohl die Einwohnerzahl des Kantons Graubünden gerade einmal 2,8 Prozent der schweizerischen Gesamtbevölkerung beträgt. Allegra steht auch für „Freue Dich“. Beispielsweise auf die RhB, die Rhätische Bahn, die Swisscrocodile in diesem Artikel vorstellt.


Die Initiative für eine Bergbahn im Kanton Graubünden ist auf den NiederländerWillem-Jan Holsboer zurückzuführen, der mit anderen Bahnpionieren 1888 die Schmalspurbahn Landquart Davos-AG gründete. Bereits ein Jahr später erfolgte die Eröffnung der ersten Teilstrecke von Landquart nach Klosters und 1890 fuhren die ersten Dampfzüge bis nach Davos. Die Landquart-Davos Bahn nennt sich ab 1895 Rhätische Bahn. Nach und nach kamen weitere Strecken hinzu, beispielsweise 1896 die Strecke Landquart-Thusis, 1903 das Trajekt Reichenau-Ilanz, 1904 konnte man von Thusis nach St. Moritz fahren und 1910 wurde die Berninastrecke in Betrieb genommen, die von St. Moritz bis nach Tirano in Italien führte. 1912 wurde mit der Elektrifizierung begonnen die bereits 1922 abgeschlossen werden konnte. Das Streckennetz umfasst heute 385 Kilometer in Meterspur, wohlverstanden einer Bahn die abwechslungsreicher nicht sein könnte. Die Fahrt durch die wildromantische Rheinschlucht, das faszinierende Landwasserviadukt, ein Bauwerk von besonderer Schönheit, oder die Gleisspirale von Brusio, die einer Modellbahn gleich über ein Viadukt führt. Die RhB nimmt auch für sich in Anspruch den langsamsten Schnellzug der Welt zu betreiben, der von St. Moritz durch das Rheintal und Ilanz nach dem Klosterdorf Disentis führt, dort von der Matterhorn-Gotthard Bahn übernommen wird, dort in die Zahnstange einfährt und im autofreien und weltberühmten Bergdorf Zermatt endet.


Auch das Rollmaterial der Rhätischen Bahn ist interessant. Etwa das „kleine Krokodil“ vom Typ Ge 6/6 I, einer Lokomotive die ab 1921 zum Einsatz kamen und in insgesamt 15 Exemplaren beschafft wurden. Eines dieser Krokodile kann man im Verkehrshaus der Schweiz bewundern, zwei andere betriebsfähige Exemplare werden vor Nostalgiezügen eingesetzt. Die legendäre Lok gibt es auch im Modell, nämlich von BEMO und LGB. Bereits in den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde das Rhätische Krokodil von neuen Lokomotiven und Triebwagen abgelöst, darunter die Ge 4/4 und Ge 6/6. Auch hier kommen Modellbahner teilweise bei den vorgenannten Herstellern sprichwörtlich zum Zuge. Einen Weltrekord schaffte die RhB 2022 mit dem längsten Personenzug der Welt. Er umfasste 25 vierteilige Capricorn Einheiten von Stadler Rail, war 1,91 Kilometer lang und befuhr das legendäre Landwasserviadukt. Je nach Standort konnten die Schaulustigen den Rekordzug auf zwei Etagen betrachten. Heute ist die RhB ein modernes Verkehrsunternehmen für komfortable Personenbeförderung und umweltfreundlichen Güterverkehr.


Bildquelle: © Rhätische Bahn, Bild links: Urs Jossi, Bilder mitte und rechts: Andrea Michael Badrutt

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